Donnerstag, 24. Januar 2013

Tag 4,5 "Dallol"

Wir stehen in der Morgendämmerung auf und steigen erneut ab zum Krater. Leider beeinträchtigen die ätzenden Schwefel(?)-Dämpfe das Vergnügen eines romantischen Sonnenaufgangs, ich kriege zeitweilig kaum Luft, und mir wird ganz schummrig.
 
Bevor wir endgültig mit dem Rückweg ins Tal beginnen, zeigt Negasi uns noch einen frischen Nebenkrater des Erta'Ale, der angeblich erst vor zwei Wochen wieder ausgebrochen ist.

Bei Tageslicht ist der Abstieg völlig easy und macht Spaß - kein Vergleich zur nächtlichen Mondscheinkraxelei!

Wir fahren zurück nach Hamed Ela, nehmen aber eine andere Route und sind umgeben von einem Meer aus Sand.
Ich fühle mich eklig verschwitzt und staubig und schaffe es, mir eine Eimerdusche zu organisieren. In diesem Fall bedeutet das: Ein großer gelber Wasserkanister (angewärmt von der Sonne) und die untere Hälfte einer Plastikwasserflasche - damit ziehe ich mich in eine der berühmten Wellblechkabinen zurück.
Nun kann ich mit der halben Flasche sauberes lauwarmes Wasser aus dem Kanister schöpfen und über mich gießen.
In vielen afrikanischen  und asiatischen Ländern ist dies die völlig übliche (und einzige) Duschgelegenheit, und man wird genauso sauber wie unter jeder modernen Wellnessbrause. Einzig die Handhabung ist anfangs etwas ungewohnt.
Ich fühle mich hinterher wie neu geboren.

Am nächsten Morgen stehen wir, wie immer, sehr früh auf und brechen dann Richtung Dallol auf.
Gil wird während der Fahrt vom Dach aus fotografieren.

Wir parken an einer flachen, kargen Hügelkette, hinter der sich die Dallol-Senke befindet, die tiefste Landstelle Äthiopiens (oder sogar Afrikas?).
Schon der Weg dorthin führt durch eine skurrile Landschaft.
Aber die Senke selbst ist jenseits aller Vorstellungskraft. Ich hatte schon vorher Bilder im Internet gesehen und immer ein bisschen an ihrer Echtheit gezweifelt. Nun merke ich aber, dass es hier tatsächlich so psychedelisch aussieht. Diese Fotos wurden ins keinster Weise nachbearbeitet:
Details über diese außergewöhnliche Gegend kann man bei Wikipedia nachlesen:  
http://de.wikipedia.org/wiki/Dallol
Nur widerwillig treten wir den Rückmarsch zu den Autos an, aber wir haben noch mehr Programmpunkte auf dem Zettel (der Fluch der Gruppenreise).

Wir fahren ganz in die Nähe zu den Salt Mountains, einem zerklüfteten Felsmassiv, in dessen Schatten wir ein paar Minuten rasten.

Danach besuchen wir einen öligen Teich, der aus so einer Art Schwefelquellen gespeist wird. Das Wasser ist gelb und fettig.
Auch drumherum sind immer wieder Löcher im harten Wüstenboden, in denen es gelblich sprudelt.
Wir finden in der Nähe dieser Gewässer lauter tote Vögel. Sie liegen, äußerlich unversehrt, einfach auf den Steinen herum.Was mit denen wohl passiert ist? Haben sie das Wasser getrunken, und es ist ihnen nicht bekommen? Aber wissen Vögel nicht, welches Wasser trinkbar ist?

Die nächste Etappe führt uns zu einer Salzmine der Afar. Die Afar sind das Volk, das in dieser Gegend lebt.(Wenn man einem Äthiopier erzählen will, dass man die Danakilsenke besucht hat, sagt man nicht: "Ich war in der Danakilsenke" - das kennt keiner, sondern man sagt: "Ich war in Afar".)
Seit Jahrtausenden bauen die Menschen dort in mühseliger Handarbeit aus dem Boden Salzplatten ab, die auch heute noch mit Kamelkarawanen in die Städte transportiert werden. Diese Karawanen sind uns auch auf unserer Fahrt immer wieder begegnet.

Zum Abschluss geht es an einen Salzsee, den Lake Assal. (Während dieser Fahrt darf ich aufs Dach.)
Ich war schon einmal im Death Valley an einem Salzsee, aber dies hier ist noch beeindruckender. Das Salz ist strahlend weiß und bildet filigrane Kristalle.
Die harte Oberfläche geht ganz flach und seicht ins klare Wasser über (das natürlich ebenfalls hochgradig salzhaltig ist).
Nach diesem ereignisreichen Tag fahren wir nach Mekele zurück. Ich checke diesmal, so wie meine Mitreisenden, im Atse Yohannis Hotel ein. Das kostet auch nur 180 ETB, mit eigenem Bad und heißem Wasser.
Wir lassen den Abend gemeinsam im Restaurant Karibu ausklingen. Dank eines Stromausfalls haben wir dort auch gemütliches Licht. (Das Licht, wenn es denn welches gibt, ist in Äthiopen sonst gern so ein grellweißes Energiesparlampenlicht.)
Das war also unsere viertägige Tour zum Erta'Ale, ein Abenteuer, das mir persönlich jeden Dollar wert war.
Ich hatte großes Glück mit meinen Mitreisenden, sie waren nett und unkompliziert; wir haben uns wirklich gut verstanden. Von nun an werde ich meine Reise wie gewohnt allein fortführen.