Sonntag, 20. Januar 2013

Tag 1 "Mekele"

Nachts am Bole Airport von Addis Abeba ist nicht viel los. Das Visa on arrival (20 USD) geht fix, und die Einreiseprozedur dauert nur wenige Minuten.

Nun heißt es Zeit totschlagen. Ich hoffe, ich kann auf irgendeiner Sitzbank etwas schlafen, aber das stellt sich als unmöglich heraus. Es ist hell, laut und kalt. Ich treffe einen Leidensgenossen, einen chinesischen Geschäftsmann, der ebenfalls noch ein paar Stunden auf seinen Anschlussflug warten muss. Wir unterhalten uns.
Endlich ist es kurz nach 5 morgens, und das benachbarte Domestic Terminal öffnet seine Pforten. Ich gehe rüber, bin fast der einzige Gast. Ob ETT meinen Flug wirklich gebucht hat? Ich war nicht mehr online und weiß nicht, ob ich noch eine entsprechende Email bekommen habe.
Optimistisch gehe ich zum Check-in-Schalter, lege meinen Pass auf den Tresen und sage: "Ich fliege gleich nach Mekele. Mein Reisebüro hat das für mich gebucht."
Schwupps, es klappt. Ich bin tatsächlich im System und bekomme meine Bordkarte. Zwei Stunden später sitze ich im Flieger.

In Mekele angekommen, gehe ich gleich aus dem Gebäude Richtung Hauptstraße, weil dort angeblich die billigen Taxis warten. Ich sehe aber nichts dergleichen und mache mich somit zu Fuß auf den Weg Richtung Stadt, sind ja nur 5 km, und mein Gepäck ist drauf ausgelegt, dass ich auch mal eine Weile damit marschieren kann. Unter 12 kg. Extra ein Leichtgewichts-Rucksack, in den nur 50Liter passen. (Auf dem Rückflug nach Deutschland, als jeder Müsliriegel verzehrt und das Zelt verschenkt war, hatte mein Reisegepäck übrigens das Rekordgewicht von knapp 9kg. Und da waren immer noch Sachen dabei, die ich in 3 Wochen nicht ein einziges Mal benutzt habe.)

Nach 15 Minuten hält plötzlich ein Wagen neben mir, ein Mann ruft zu mir rüber: "Christine?" Ich, etwas misstrauisch: "Ja?"
Naja, es ist der Mitarbeiter von ETT, der mich vom Flieger abholen wollte - wovon ich aber gar nichts wusste. Allerdings gab es einen lustigen Zwischenfall; er hatte nämlich am Flughafen eine andere Christine eingepackt (so ein Zufall!), und das Missverständnis klärte sich erst nach einiger Zeit auf. Die falsche Christine wurde wieder ausgeladen, und man machte sich auf die Suche nach der richtigen und gabelt sie nun am Straßenrand auf :)
Der Abholer heißt Negasi und wird auch unser Guide auf der Danakil-Tour sein. Ich möchte ihn von Herzen empfehlen!

In Mekele checke ich im Axumite Hotel ein (180ETB), weil mir das in meinem Bradt Travel Guide als gute Wahl erschien.
Es liegt auch praktischerweise schräg gegenüber vom Atse Yohannis Hotel, in dessen Hinterhaus sich das ETT office befindet.

Dort erledige ich mit Negasi alle Formalitäten und zahle viiiiel Geld. Dabei ist ETT noch recht günstig, trotzdem bin ich für die 4 Tages-Tour satte 500 USD los. (Die israelischen Mitreisenden, die ich später kennenlerne, haben hart verhandelt und nur 400 USD gezahlt.)
Morgen um 11 treffen wir uns wieder, dann geht das Abenteuer los.

Danach ziehe ich mich erst mal ins Hotelzimmer zurück und beobachte die Straßenszenerie vom Balkon(!) aus.

Und dann haue ich mich aufs Ohr, ich habe schließlich Schlaf nachzuholen ...

Am Nachmittag erkunde ich zu Fuß die Stadt. Eigentlich wollte ich eine SIMcard besorgen, aber es ist Sonntag, und die Ethio-Telecom ist geschlossen. Ich bummele Richtung Tourist Office und lande dort nebenan im Büro einer Tour Agency. Dort treffe ich zum ersten Mal auf Josef und Johannes aus Bayern, die mit ihrem quasi selbstgebastelten Auto durch Afrika reisen: http://www.projekt-zwo.blogspot.com
Sie organisieren in Mekele gerade eine (Mit-)Fahrt zum Erta'Ale und werden in ihrem eigenen Wagen Teil eines Konvois sein.

Das Yohannis-Museum, die einzige nennenswerte Sehenswürdigkeit der Stadt, ist leider wegen Renovierung geschlossen. Dennoch empfinde ich Mekele als angenehm. Auf der Straße herrscht lebhaftes Treiben, es gibt viele Geschäfte, kaum einer beachtet mich.

Nach Sonnenuntergang wird es in Mekele richtig kühl. Ich merke dann auch, dass ich kein heißes Wasser im Hotelzimmer habe. Der Boiler über der Duschwanne tut nur so, also ob.